foto:Nelly-Sachs-Preis 2007 - Rafik Schami/dortmund.de
OB Dr. Langemeyer zeichnete Schriftsteller aus
Der Literaturpreis der Stadt Dortmund, der Nelly-Sachs-Preis 2007, wurde Sonntag, 10. Dezember 2007, an den deutsch-syrischen Schriftsteller Rafik Schami verliehen. Oberbürgermeister Dr. Gerhard Langemeyer überreichte ihm die Urkunde in einer Feierstunde im Rathaus. Die Laudatio hielt die Literaturkritikerin Meike Feßmann.
2007Mit dem Preis, der in diesem Jahr mit 15.000 Euro dotiert ist, wird der Autor für sein Gesamtwerk geehrt. In der Begründung der Jury heißt es: „Rafik Schami ist ein lebenslustiger Vermittler zwischen den Welten. In umgänglicher, freundlicher Form wirbt er für wechselseitiges Verständnis und setzt sich seit Jahren für die Aussöhnung zwischen Israel und Palästina ein. Seine zahlreichen Geschichten, Essays und Romane sind einfallsreich und bilderstark. Auf originelle Weise verbinden sie Orient und Okzident, mündliche und schriftliche Tradition.“
Der Jury unter Leitung von Oberbürgermeister Dr. Gerhard Langemeyer gehörten als Fachpreisrichter an die Literaturredakteure Dr. Maike Feßmann (u.a. Süddeutsche Zeitung, ZDF), Dr. Volker Hage (Der Spiegel) und Anne Linsel (u.a. Arte, ZDF, WDR) an und als Sachpreisrichter die Ratsmitglieder Bürgermeisterin Birgit Jörder, Dr. Jürgen Brunsing, Ulrich Monegel und Manfred Sauer.
Rafik Schami wurde am 23. Juni 1946 in Damaskus geboren und ist promovierter Chemiker. Er stammt aus der christlich-aramäischen Minderheit in Damaskus, besuchte ein jesuitisches Kloster-Internat im Libanon und studierte in Damaskus Chemie, Mathematik und Physik. Schon mit 19 Jahren verschrieb sich Rafik Schami der Literatur und gründete 1966 in Damaskus die Wandzeitung „Al-Muntalak“ („Ausgangspunkt“), die 1969 verboten wurde. 1970 floh Rafik Schami aus seinem Heimatland Syrien zunächst in den Libanon, 1971 exilierte er in die Bundesrepublik Deutschland. Er setzte sein Chemiestudium in Heidelberg fort und schloss es 1979 mit der Promotion ab. Neben seinem Studium veröffentlichte er zahlreiche Texte in Zeitschriften und Anthologien, zunächst in arabischer, seit 1977 auch in deutscher Sprache. 1978 erschien mit „Andere Märchen“ sein erstes Buch in deutsch. 1980 war er Mitbegründer der literarischen Gruppen Südwind und PoLiKunst (Polynationaler Literatur- und Kunstverein). Seit 1982 lebt er als freier Schriftsteller in der Pfalz; seit dem Jahr 2002 ist er Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.
Rafik Schami gehört zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Autoren der Gegenwart. Für sein Werk, das in 24 Sprachen übersetzt wurde, hat er zahlreiche Auszeichnungen und Preise erhalten. Sein Erfolg gründet sich nicht zuletzt auf seine Lesungen, bei denen er sein Talent zum freien Fabulieren entfaltet.
Die bestimmenden Themen von Schamis Werk sind das Leben der Migranten in Deutschland, die Darstellung der arabischen Welt damals, heute und in der Utopie, Politik und Gesellschaft sowie das Erzählen. Ein wesentliches Merkmal von Schamis Stil ist seine Nähe zur oralen Tradition des arabischen Geschichtenerzählens. In seinen Erzählungen verbindet er die arabische und die deutsche Tradition.
Rafik Schami spricht mit seiner Literatur Leser jeglichen Alters an. Seine Veröffentlichungen erstrecken sich vom Bilderbuch etwa mit „Wie ich Papa die Angst vor Fremden nahm“ (2003) über das Kinderbuch, z. B. „Luki. Die Abenteuer eines kleinen Vogels“ (1993), den gesellschaftskritischen Roman für jugendliche und erwachsene Leser, z.B. „Der ehrliche Lügner“ (1992) oder „Milad“ (1997), bis zum politischen Essay und der politischen Buchveröffentlichung wie „Mit fremden Augen“ (2002), vom Märchen, z. B. die Sammlung „Malula. Märchen und Märchenhaftes aus meinem Dorf“ (1987), bis zur Satire, so die Sammlung „Der Fliegenmelker“ (1985), vom autobiographischen Jugendroman „Eine Hand voller Sterne“ (1987) bis zum autobiographisch geprägten satirischen Roman für Erwachsene „Sieben Doppelgänger“ (1999). Der bisherige Höhepunkt seines literarischen Schaffens ist der große Roman „Die dunkle Seite der Liebe“ (2004), der auch von der Literaturkritik stark beachtet und hoch gelobt wurde.
Am Samstag, 15. Dezember, ist Rafik Schami noch einmal Gast in Dortmund. Dann gibt er im Rahmen des traditionellen Weihnachtskonzerts des Kulturbüros im RWE Sonnenenergieforum/Westfalenpark Kostproben seines erzählerischen Könnens. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr. Sie ist bereits ausverkauft.
Der Nelly-Sachs-Preis, Literaturpreis der Stadt Dortmund, wird 2007 zum 24. Mal verliehen. Bisherige Preisträger sind unter anderem Elias Canetti, Erich Fromm, Nadine Gordimer, Christa Wolf und Per Olov Enquist. Der Preis wird im biennalen Rhythmus verliehen.
quelle:dortmund.de
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